Die Klebebindung ist eines der beliebtesten Bindeverfahren für Druckprodukte wie Bücher, Kataloge oder hochwertige Magazine. Sie bietet eine professionelle Optik, ist vergleichsweise kostengünstig und eignet sich sowohl für kleinere als auch große Auflagen. Doch damit das Ergebnis nicht nur optisch überzeugt, sondern auch dauerhaft stabil bleibt, müssen Klebstoff, Papierwahl und Verarbeitung perfekt aufeinander abgestimmt sein.
In diesem Beitrag zeige ich, worauf es bei der Planung einer Klebebindung wirklich ankommt – mit konkreten Tipps für Agenturen, Grafiker, Verlage und Produktionsteams.
Was ist eine Klebebindung?
Bei der Klebebindung wird der Buchblock – also die zusammengetragenen Inhaltsseiten – am Rücken mit einem Klebstoff versehen und in einen Umschlag eingeklebt. Im Gegensatz zur Rückstich- oder Spiralbindung entsteht so ein geschlossenes, bündiges Produkt mit flachem Rücken. Das Verfahren ist ideal für mittlere bis hohe Seitenzahlen und bietet viele Gestaltungsmöglichkeiten, etwa durch bedruckte Umschläge oder Klappen.
Typische Anwendungen:
- Kataloge
- Taschenbücher
- Geschäftsberichte
- Imagebroschüren
- umfangreiche Magazine
Klebstoffarten im Vergleich: PUR vs. Hotmelt
Der Klebstoff ist das Herzstück jeder Klebebindung – und entscheidet maßgeblich über Qualität, Langlebigkeit und Belastbarkeit. Die zwei gängigen Varianten sind:
Hotmelt-Klebebindung
Hotmelt (auch EVA-Kleber) ist ein thermoplastischer Schmelzkleber, der beim Verarbeiten erhitzt und anschließend durch Abkühlung gehärtet wird.
Vorteile:
- kurze Trocknungszeit
- hohe Produktionsgeschwindigkeit
- kostengünstig
Nachteile:
- geringere Flexibilität
- eingeschränkte Haltbarkeit bei starkem Gebrauch
- hitzeempfindlich
Empfohlen für: einfache Broschüren, preisgünstige Kataloge, Produkte mit geringer Beanspruchung
PUR-Klebebindung (Polyurethan)
PUR-Klebstoffe härten chemisch durch Reaktion mit Luftfeuchtigkeit aus. Das sorgt für eine besonders starke, elastische Verbindung – auch bei schwierigen Materialien.
Vorteile:
- sehr hohe Haltbarkeit und Flexibilität
- ideal für beschichtete oder dicke Papiere
- bruchsicher selbst bei hoher Beanspruchung
Nachteile:
- längere Aushärtungszeit (bis zu 24 Stunden)
- aufwendigere Verarbeitung
- höhere Kosten
Empfohlen für: langlebige Bücher, hochwertige Kataloge, Produkte mit starker Beanspruchung oder Spezialpapieren
Papierwahl: Worauf Du unbedingt achten solltest
Ein häufiger Fehler bei der Planung von Klebebindungen liegt in der falschen oder unpassenden Papierwahl. Nicht jedes Material funktioniert gleich gut – vor allem bei der Haftung des Klebstoffs gibt es große Unterschiede.
Papiergrammatur
- Innenteil: optimal zwischen 90 und 170 g/m²
- Umschlag: in der Regel 200 bis 300 g/m², je nach gewünschter Stabilität
Zu dünnes Papier neigt zum Ausreißen, während zu dickes Papier den Buchblock steif macht und die Öffnungsfähigkeit beeinträchtigt.
Papieroberfläche
- Natur- und Offsetpapier: gute Klebewirkung, problemlose Verarbeitung
- Gestrichene Bilderdruckpapiere (matt oder glänzend): erschwerte Klebstoffhaftung aufgrund glatter Oberfläche
Tipp: Für beschichtete Papiere immer PUR-Klebstoff bevorzugen, da dieser eine deutlich bessere Haftung bietet.
Laufrichtung beachten
Die Faserrichtung des Papiers sollte immer parallel zum Buchrücken verlaufen. Andernfalls kann es zu Wellenbildung, Einreißen und schlechter Öffnungsfähigkeit kommen. Das gilt sowohl für den Umschlag als auch für den Innenteil.
Verarbeitung und technische Aspekte
Rückenfräsen
Vor dem Auftragen des Klebers wird der Buchrücken angeraut oder gefräst. Dabei entstehen Vertiefungen, in die der Kleber eindringen und eine feste Verbindung bilden kann.
- Je glatter das Papier, desto stärker sollte gefräst werden
- Bei beidseitig gestrichenen Papieren unbedingt intensives Fräsen einplanen
Rillung und Umschlaggestaltung
Der Umschlag erhält am Rücken sogenannte Rillungen, damit er sich beim Aufschlagen besser anpasst und der Rücken nicht bricht.
- Bei dickeren Umschlägen oder Klappenumschlägen ist eine Mehrfachrillung notwendig
- Achte in der Druckvorstufe auf korrekte Anlage der Rillen, Rückenstärke und Beschnitt
Anschnitt und Sicherheitsabstand
- Beschnitt: mindestens 3 mm auf allen Seiten
- Sicherheitsabstand: Inhalte sollten mindestens 5 mm vom Rücken und Schnitt entfernt liegen
Sonderfälle und Herausforderungen
Klebebindung mit Klappenumschlag
Beliebt bei hochwertigen Produkten, aber technisch anspruchsvoll. Die Klappen erfordern eine exakte Maschinenführung und zusätzliche Rillungen. Eine enge Abstimmung mit der Weiterverarbeitung ist essenziell.
Kombination mit Sonderpapieren oder Einlagen
Bei integrierten Karten, gefalzten Einlegern oder Materialwechsel innerhalb des Buchblocks empfiehlt sich eine detaillierte Vorabplanung. Unterschiedliche Dicken und Formate können zu Problemen beim Kleben führen.
Best Practices
- PUR-Bindung bevorzugen bei stark beanspruchten, dicken oder beschichteten Produkten
- Papierlaufrichtung immer beachten – Rücksprache mit der Papierlieferung oder Druckerei halten
- Umschläge mit Rückenstärke, Rillung und Beschnitt korrekt anlegen
- Bei Unsicherheiten vorab einen Produktionstest oder Dummy erstellen lassen
- Frühzeitig die Weiterverarbeitung in den Abstimmungsprozess einbeziehen
Fazit
Die Klebebindung bietet viele Vorteile, doch ihre Qualität steht und fällt mit der richtigen technischen Vorbereitung. Wer Papier, Klebstoff und Verarbeitung im Vorfeld sorgfältig plant, wird mit langlebigen und optisch überzeugenden Produkten belohnt. Besonders bei hochwertigen Katalogen, Büchern oder Unternehmenspublikationen lohnt es sich, auf PUR-Klebung und abgestimmte Materialien zu setzen.
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FAQ
Wann sollte PUR statt Hotmelt verwendet werden?
PUR ist ideal bei beschichteten Papieren, hohen Seitenumfängen und stark beanspruchten Druckprodukten. Es bietet die beste Haftung und Flexibilität, ist jedoch etwas teurer und langsamer in der Verarbeitung.
Kann ich Klappenumschläge mit Klebebindung kombinieren?
Ja, das ist möglich. Voraussetzung ist eine korrekte Rillung und Abstimmung mit der Druckweiterverarbeitung. Klappen erhöhen die Gestaltungsmöglichkeiten, erfordern aber exakte Planung.
Wie erkenne ich die richtige Laufrichtung des Papiers?
Die Laufrichtung sollte parallel zum Buchrücken verlaufen. Du kannst sie durch einen Falztest oder durch Rücksprache mit dem Papierhersteller prüfen lassen.
Ab wie vielen Seiten ist eine Klebebindung sinnvoll?
In der Regel ab ca. 40 Seiten (auf 90 g/m² Papier). Für dünnere Broschüren ist die Rückstichheftung meist besser geeignet.
Kann Recyclingpapier für die Klebebindung verwendet werden?
Ja, aber abhängig vom Faseranteil und der Oberfläche kann die Klebstoffhaftung variieren. PUR-Kleber ist auch hier die bessere Wahl.