Wenn du auf der Suche nach einem Druckverfahren bist, das zwischen klassischem Siebdruck und digitalem Vervielfältigen liegt, solltest du dir die Risographie genauer anschauen. Die Riso-Technologie stammt ursprünglich aus Japan und wurde in den 1980er-Jahren vom Unternehmen Riso Kagaku entwickelt – mit dem Ziel, ein kostengünstiges, schnelles und umweltschonendes Vervielfältigungsverfahren zu schaffen. Heute hat sich die Risographie vor allem in der Kunst-, Design- und Kreativszene als eigenständiges, charmantes Druckverfahren etabliert.
Wie funktioniert Risographie?
Im Kern erinnert die Risographie an eine Mischung aus Siebdruck und Kopierer: Dein Motiv wird auf eine sogenannte Masterfolie (Stencil) belichtet, die auf eine Farbtrommel gespannt wird. Diese Trommel enthält eine spezielle, pflanzenölbasierte Druckfarbe. Beim Druck wird das Papier durch die Maschine transportiert, und die Farbe wird durch die Öffnungen in der Masterfolie direkt auf das Papier übertragen.
Schritt-für-Schritt:
- Deine Datei wird vom System in Graustufen umgewandelt.
- Jede Farbe wird als separater Druckdurchgang verarbeitet.
- Pro Farbe wird ein eigener Master erstellt.
- Das Papier läuft durch die Maschine, Farbe wird aufgetragen.
- Für mehrfarbige Motive wird das Papier erneut eingelegt.
Was macht Riso so besonders?
- Unikat-Charakter: Jeder Druck hat kleine Abweichungen – das ist gewollt und macht den Charme aus.
- Leuchtende Farben: Riso-Farben sind extrem intensiv und teilweise transparent. Sie leuchten – besonders bei Überlagerungen.
- Limitierung: Die Maschinen können nur eine Farbe pro Druckdurchgang verarbeiten. Für jede weitere Farbe musst du das Papier erneut einlegen.
- Makellose Imperfektion: Leichte Passerschwankungen, punktuelle Farbüberlagerungen oder Druckunregelmäßigkeiten gehören dazu – und werden meist gefeiert.
Technische Eigenschaften im Überblick
- Farben: Spezialfarben, oft basierend auf Soja- oder Reiskeimöl. Keine exakten CMYK-Farben – stattdessen gibt es eine feste Palette (z. B. Fluo Pink, Metallic Gold, Teal).
- Druckraster: Halbtonraster mit 75–85 lpi, daher nicht fotorealistisch.
- Papier: Unbeschichtete Naturpapiere funktionieren am besten. Riso-Farben dringen ins Papier ein – glänzende oder gestrichene Oberflächen sind ungeeignet.
- Format: Meist A3 oder kleiner. Einige Maschinen drucken auch A2 (z. B. Riso SF9390).
Vorteile der Risographie
- Nachhaltig: Geringer Energieverbrauch, farben auf Pflanzenölbasis, kein Toner oder Chemie.
- Kostengünstig bei mittleren Auflagen: Ideal für Auflagen zwischen 20 und 500 Stück.
- Hohe Druckgeschwindigkeit: Bis zu 150 Seiten pro Minute
- Experimentierfreude: Farben können überdruckt, kombiniert oder bewusst verschoben werden.
- Individueller Look: Keine zwei Drucke sind exakt gleich – jeder ist ein Unikat.
Herausforderungen und Einschränkungen
- Passerungenauigkeit: Farbüberlagerungen sind schwierig exakt zu planen.
- Farbwahl begrenzt: Du bist an die verfügbare Farbtrommelpalette gebunden.
- Keine Echtfarben oder Proofs: Farbwirkung hängt stark vom Papier und Überdruck ab.
- Nur ungestrichene Papiere möglich: Das schränkt die Haptik- und Effektwahl etwas ein.
Tipps zur Druckdatenerstellung für Riso
Wenn du mit Risographie arbeitest, solltest du deine Druckdaten gezielt dafür aufbereiten. Hier ein paar Hinweise, wie du das Beste aus dem Verfahren herausholst:
1. Farben separieren
- Lege für jede Farbe eine eigene Ebene bzw. ein separates PDF an.
- Denk in Volltonfarben, nicht in CMYK.
- Verwende die spezifischen Riso-Farbprofile, falls verfügbar (z. B. für Fluo Pink, Bright Red, Flat Gold etc.).
2. Rasterung beachten
- Feine Verläufe oder weiche Töne können rissig oder ungleichmäßig erscheinen.
- Verwende klare Kontraste, reduzierte Flächen, strukturierte Hintergründe.
3. Überdrucken bewusst einsetzen
- Überlagerte Farben erzeugen neue Töne (z. B. Gelb + Blau ergibt Grün).
- Testdrucke helfen, die Effekte zu kontrollieren.
4. Textgrößen und Linien
- Mindestschriftgröße: ca. 6 pt (je nach Farbe)
- Dünne Linien können ausbrechen – sichere dich mit mind. 0,25 mm Linienbreite ab.
5. Papierwahl testen
- Wähle Naturpapiere mit höherem Volumen (z. B. Munken, Metapaper, Lessebo).
- Farbwirkung variiert je nach Saugfähigkeit und Papierfärbung.
Typische Einsatzbereiche
- Kunst- und Designpublikationen
- Zines, kleine Magazine oder Comics
- Einladungskarten und Poster mit künstlerischem Anspruch
- Zertifikate, limitierte Editionen
- Experimentelle Fotografie und Illustrationen
Fazit
Die Risographie ist kein Verfahren für Perfektionisten – aber ideal für alle, die den Reiz des Analogen, das Spiel mit Farbe und Struktur sowie eine gewisse gestalterische Freiheit lieben. Wenn du gerne mit Zufällen arbeitest und deinen Druckprojekten eine besondere, handgemachte Note verleihen willst, ist Riso genau das Richtige für dich.
FAQ
Wie viele Farben kann ich gleichzeitig drucken?
Pro Durchgang eine. Für mehrfarbige Drucke musst du das Papier mehrfach einlegen.
Ist Riso dasselbe wie Siebdruck?
Nein, aber es gibt Parallelen. Riso ist digital gesteuert, schneller und günstiger – mit ähnlichem Farblook.
Kann ich fotografische Motive drucken?
Ja, aber nicht fotorealistisch. Nutze Halbtonraster und hohe Kontraste.
Ist Risographie nachhaltig?
Ja. Farben auf Pflanzenölbasis, geringer Stromverbrauch, keine Emissionen.
Was kostet Riso-Druck?
Das hängt stark von Farben, Seitenzahl und Auflage ab – ab ca. 1 € pro Seite/Farbe bei Kleinauflagen.


