Der Tiefdruck ist eines der ältesten industriellen Druckverfahren – seine Wurzeln reichen bis ins 15. Jahrhundert zurück, als Kupferstich und Radierung als künstlerische Drucktechniken genutzt wurden. Erst im 19. Jahrhundert wurde daraus ein industrielles Verfahren. Die erste Tiefdruckrotation wurde 1890 von Karl Klietsch entwickelt und führte dazu, dass der Tiefdruck schnell zum bevorzugten Verfahren für Hochauflagen avancierte. Besonders in der Zeitschriften- und Katalogproduktion setzte er sich durch.
Ein spannender Fun-Fact: Einige große Modemagazine bestanden früher darauf, ihre Bilder ausschließlich im Tiefdruck zu drucken – wegen der unglaublichen Fotonähe, die durch die feine Rasterstruktur möglich ist. Wenn du dir mal eine Hochglanz-Modestrecke aus den 90ern anschaust, hast du mit großer Wahrscheinlichkeit Tiefdruck vor dir.
Wie funktioniert Tiefdruck?
Im Gegensatz zum Offset- oder Flexodruck ist der Tiefdruck ein sogenanntes direktes Druckverfahren. Das bedeutet: Die farbtragenden Bereiche liegen vertieft in der Druckform, während die nichtdruckenden Flächen auf dem gleichen Niveau liegen oder gar höher sind.
Der Druckprozess im Detail:
- Die Druckform besteht meist aus einem elektromechanisch gravierten Stahlzylinder, dessen Vertiefungen („Näpfchen“) die Farbe aufnehmen.
- Der gesamte Zylinder wird mit Farbe überschwemmt.
- Eine Rakel entfernt die Überschüssige Farbe von den nichtdruckenden Stellen.
- Die Farbe verbleibt nur in den gravierten Vertiefungen.
- Das Substrat (Papier, Folie etc.) läuft unter Druck über den Zylinder und zieht die Farbe aus den Näpfchen heraus.
Durch die unterschiedliche Tiefe und Größe der Näpfchen entsteht ein feines Rasterbild mit überragenden Tonwertabstufungen.
Vorteile des Tiefdrucks
- Exzellente Bildqualität: Besonders für fotorealistische Motive und feine Raster geeignet.
- Hohe Produktionsgeschwindigkeit: Ideal für Millionenauflagen.
- Gleichmäßiges Farbbild: Selbst auf schwierigen Materialien.
- Hohe Beständigkeit der Druckform: Zylinder halten extrem viele Druckdurchgänge aus.
- Brillante Farben: Hohe Farbauftragsmengen möglich, ideal für starke Kontraste.
Wo der Tiefdruck an seine Grenzen stößt
- Hohe Initialkosten: Gravur der Zylinder ist sehr teuer.
- Lange Vorlaufzeiten: Herstellung der Druckform dauert länger als bei anderen Verfahren.
- Unflexibel bei kleinen Auflagen: Wirtschaftlich erst ab hohen Stückzahlen.
- Designrestriktionen: Feine Texte oder schmale Linien sind durch die runde Gravurform schwieriger umzusetzen.
Tipps zur Druckdatenerstellung für Tiefdruck
1. Farbraster und Bildoptimierung
- Bilder sollten in 300–400 dpi angelegt werden.
- Feine Rasterabstufungen müssen mit einem Rastermodul simuliert werden (z. B. AM-Raster).
- Keine zu kleinen Schriftgrade oder extrem feine Linien verwenden – sie könnten in der Gravur untergehen.
2. Farbaufbau und Tonwertumfang beachten
- Tiefdruck erlaubt sehr hohe Farbauftragsmengen – das kann für satte Farben genutzt werden.
- Vermeide Farbaufträge über 320 % – insbesondere auf gestrichenen Papieren.
- Reine Schwarzflächen sollten ggf. unterlegt werden (z. B. 60C + 100K) für mehr Tiefe.
3. Dateiformate und Profile
- Druckdaten als PDF/X-1a oder PDF/X-4 anlegen.
- Verwende das richtige ICC-Profil für Tiefdruck (z. B. “ECI Gravure” oder druckspezifische Hausprofile).
4. Sonderfarben und Metallics sparsam einsetzen
- Sonderfarben sind möglich, aber oft mit hohem Aufwand verbunden.
- Metallic-Effekte müssen speziell behandelt und getestet werden.
5. Testformen und Proofs nutzen
- Aufgrund der Komplexität ist ein Andruck oder Digitalproof dringend empfohlen.
- Nur so lassen sich Rasterverhalten, Farbintensität und Details realistisch beurteilen.
Fazit
Tiefdruck ist nicht für jedes Projekt die erste Wahl – aber wenn du mit großer Auflage, brillanten Bildern und hochwertiger Anmutung punkten willst, führt kaum ein Weg daran vorbei. Die Investition lohnt sich, wenn du weißt, worauf es ankommt. Und mit sauberen Druckdaten holst du das Beste aus diesem edlen Verfahren heraus.
FAQ
Für welche Produkte eignet sich Tiefdruck?
Hochauflagen wie Zeitschriften, Kataloge, Verpackungen, Tapeten und Dekorfolien.
Ist Tiefdruck umweltfreundlich?
Moderne Anlagen nutzen Low-VOC-Farben und geschlossene Farbkreisläufe, dennoch ist der Energiebedarf hoch.
Wie lange hält ein Tiefdruckzylinder?
Je nach Material und Einsatz können mehrere Millionen Drucke mit einem Zylinder realisiert werden.
Was unterscheidet Tiefdruck von Offsetdruck?
Die Druckform: Beim Tiefdruck liegen die farbtragenden Stellen vertieft. Offset arbeitet mit ebenen, wasser- und farbabweisenden Flächen.
Lohnt sich Tiefdruck für Kleinauflagen?
In der Regel nein. Die hohen Einrichtekosten machen Tiefdruck erst ab sehr großen Mengen wirtschaftlich.
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