Papier ist ein unverzichtbarer Bestandteil der Druckindustrie, doch seine Herstellung kann erhebliche Auswirkungen auf die Umwelt haben. Große Mengen an Holz, Wasser und Energie werden verbraucht, und es entstehen Emissionen sowie Abfallprodukte. Umwelt- und Gütezeichen helfen dabei, nachhaltige Papierprodukte zu identifizieren und bewusste Kaufentscheidungen zu treffen. Doch welche Siegel gibt es, und was bedeuten sie genau? Dieser Artikel gibt dir eine umfassende Übersicht und wertvolle Tipps zur umweltfreundlichen Papierwahl.
Wichtige Umweltzeichen für Papierprodukte
Um die Umweltbelastung zu minimieren, gibt es zahlreiche Zertifizierungen, die Nachhaltigkeit, Recycling und umweltfreundliche Produktion gewährleisten. Hier sind die wichtigsten Umwelt- und Gütezeichen:
Blauer Engel – 100 % Recyclingpapier

Der Blaue Engel ist das bekannteste Umweltzeichen Deutschlands und steht für höchste Umweltstandards. Papierprodukte mit diesem Siegel bestehen zu 100 % aus Altpapier, wodurch Ressourcen geschont und Schadstoffbelastungen reduziert werden. Zudem wird auf den Einsatz schädlicher Chemikalien verzichtet.
Nordic Swan – Nachhaltigkeit aus dem Norden

Der Nordic Swan ist das Umweltzeichen der nordischen Länder und bewertet den gesamten Lebenszyklus eines Produkts. Rohstoffgewinnung, Energieverbrauch und Emissionen werden geprüft, um eine nachhaltige Papierherstellung sicherzustellen.
FSC – Verantwortungsvoll bewirtschaftete Wälder

Das FSC-Siegel (Forest Stewardship Council) garantiert, dass das verwendete Holz aus nachhaltig bewirtschafteten Wäldern stammt. Dabei werden soziale, ökologische und wirtschaftliche Standards eingehalten, um eine nachhaltige Forstwirtschaft zu fördern.
PEFC – Zertifizierung für regionale Waldwirtschaft

Das PEFC-Zertifikat (Programme for the Endorsement of Forest Certification) stellt ebenfalls nachhaltige Forstwirtschaft sicher, verfolgt jedoch einen regionalen Ansatz. Es garantiert, dass Holzprodukte aus Wäldern stammen, die langfristig erhalten bleiben.
Weitere wichtige Faktoren für nachhaltiges Papier
Neben Umweltzertifizierungen spielen auch andere Kriterien eine Rolle bei der umweltfreundlichen Papierwahl.
Alterungsbeständigkeit – Langlebigkeit für Dokumente
Besonders für Archivierungszwecke oder hochwertige Druckprodukte ist alterungsbeständiges Papier von Bedeutung.
DIN 6738

Die DIN-Norm 6738 definiert die Lebensdauer von Papieren mechanisch-physikalisch, d. h. über den Rückgang der Festigkeit des Papiers. Sie kann auf holzhaltige, holzfreie und altpapierhaltige Papiere angewendet werden. Folgende Lebensdauerklassen (LDK) werden unterschieden: LDK 24 – 85: alterungsbeständig, höchste Lebensdauer
DIN-ISO 9706

Akten, Bücher und andere Dokumente, die dauerhaft aufbewahrt werden sollen, unterliegen der DIN-ISO-Norm 9706. Per Definition können nur Papiere, die ausschließlich aus Zellstoff hergestellt – also nur holzfreie und niemals Recyclingpapiere – wurden, zertifiziert werden. Die Anforderungen der DIN-ISO 9706 übersteigen jene der DIN-ISO Norm 6738.
Bleichverfahren
Beim Papierherstellungsprozess spielt das Bleichverfahren eine entscheidende Rolle. Chlorhaltige Bleichmittel können die Umwelt belasten. Folgende Verfahren sind umweltfreundlicher:
TCF (Totally Chlorine Free)

Das Siegel TCF (Totally Chlorine Free) tragen Papiere, die aus Zellstoff hergestellt wurden, der ohne Elementarchlor oder Chlorverbindungen gebleicht wurde. Als Bleichsubstanz werden Sauerstoffverbindungen, wie zum Beispiel Wasserstoffperoxyd, verwendet. Nachteil dieses Verfahrens ist ein geringerer Weissgrad des Zellstoffes und damit auch des Papiers.
ECF (Elemental Chlorine Free)

Das Siegel ECF (Elemental Chlorine Free) tragen Papiere, deren Zellstoff zwar ohne Elementarchlor, aber mit Chlorverbindungen gebleicht wurde. Mit diesem Verfahren verhindert man, dass giftige Dioxine freigesetzt werden.
PCF (Processed Chlorine Free)

Das Siegel PCF (Process Chlorine Free) tragen Papiere, deren Recyclingfasern ohne Chlor oder Chlorverbindungen gebleicht wurden. Als Bleichmittel dienen beispielsweise Sauerstoffverbindungen. Technisch gesehen sind PCF und TCF identisch. Recyclingfasern können jedoch nicht als TCF anerkannt werden, weil die ursprünglichen Bleichverfahren nicht bekannt sind.
Umweltmanagementsysteme in der Papierindustrie
Neben Produktzertifizierungen gibt es Umweltmanagementsysteme, die Unternehmen helfen, ihre Nachhaltigkeit zu verbessern und umweltfreundliche Prozesse zu etablieren.
DIN ISO 14001 – Internationaler Umweltstandard

Mit dem Zertifizierungssystem DIN-ISO-14001 wird produzierenden Unternehmen und Dienstleistern ein System gegeben, mit dessen Hilfe der betriebliche Umweltschutz verbessert werden kann. Der Umweltstandard wird von einer unabhängigen Zertifizierungsorganisation geprüft und periodisch kontrolliert. Das Umweltzeichen ISO-14001 gibt jedoch keine Auskunft über die Umweltverträglichkeit bestimmter Produkte, es bestätigt lediglich die Existenz einer »umwelttauglichen« Organisation.
EMAS – Umweltmanagement auf höchstem Niveau

Das EMAS-System (Eco-Management and Audit Scheme) der EU geht über ISO 14001 hinaus. Es wurde speziell entwickelt, um Unternehmen bei der Verbesserung ihrer Umweltleistung zu unterstützen. EMAS erfordert eine umfassende Umweltprüfung, die Einführung eines Umweltmanagementsystems und eine transparente Berichterstattung. Unternehmen, die nach EMAS zertifiziert sind, setzen sich aktiv für Ressourcenschonung, Emissionsreduktion und nachhaltige Produktionsprozesse ein.
Warum Umweltzeichen für die Druckbranche wichtig sind
Umwelt- und Gütezeichen helfen nicht nur dabei, nachhaltige Materialien auszuwählen, sondern stärken auch das Umweltbewusstsein von Unternehmen und deren Kunden. Nachhaltiges Drucken kann ein Wettbewerbsvorteil sein und die positive Markenwahrnehmung fördern.
Tipps für die Auswahl umweltfreundlicher Papiere
- Zertifizierte Papiere bevorzugen: Achte auf Siegel wie FSC, PEFC oder den Blauen Engel.
- Recyclingpapier verwenden: 100 % Altpapier spart Ressourcen und verringert Emissionen.
- Weißegrad prüfen: Weniger gebleichte Papiere sind oft umweltfreundlicher.
- Regionale Produkte wählen: Kürzere Transportwege bedeuten geringere CO₂-Emissionen.
- Papierverbrauch reduzieren: Bewusstes Drucken und Doppelseitennutzung helfen, Material einzusparen.
- Alterungsbeständigkeit berücksichtigen: Besonders für Dokumente, die archiviert werden sollen, ist Langlebigkeit wichtig.
- Auf das Bleichverfahren achten: TCF- oder ungebleichtes Papier ist umweltfreundlicher als chlorgebleichte Varianten.
Fazit – Nachhaltige Papierwahl leicht gemacht
Umweltzeichen bieten eine wertvolle Orientierung für nachhaltiges Drucken. Durch bewusste Papierwahl kann jeder einen wertvollen Beitrag zum Umweltschutz leisten. Wer auf zertifizierte Materialien setzt, verbindet Qualität mit Verantwortung und leistet einen wichtigen Beitrag zur Ressourcenschonung.
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